Dr. K’s Findelsplitte – From Absurdistan… With Love


Ein politisch inkorrektes Pressereview
Splitter No. 20070531 01

i-pod Gemeinde entsetzt – oder die gesammelten Leiden des Khaled el Masri
Wie Bush und die böse, böse CIA eine Metro-Verkäuferin aus Neu-Ulm angespuckt und mit Hilfe ihres unschuldigen und willenlos gemachten Werkzeugs – Khaled el-Masri – einen feigen Brandanschlag auf die Neu-Ulmer Metro-Filiale verübt haben und wie Amerika ein weiteres Mal nicht nur die unendlichen Leiden von Deutschlands Unschulds-Ikone Nr. 1 vergrößert, sondern auch noch am Vorabend von G8 die Welt durch vorsätzliche Erhöhung des CO2 – Ausstosses näher an den Rand der Klimakatastrophe gebracht hat……..und warum schweigt Apple dazu.

Dr.Rafael Korenzecher

dazu gefundener Beitrag Lizaswelt

El-Masris Grundstressniveau

Bei manchen Schlagzeilen in der Tagespresse schreckt man dann ja doch noch auf. Die Headline „Masri legt Feuer in Großmarkt – in Psychiatrie eingewiesen“ gehört unzweifelhaft dazu. Khaled el-Masri (Foto) also – wer war das noch gleich? Richtig: Ein Deutsch-Libanese sowie CIA-Entführungs- und Folteropfer – möglicherweise mit deutscher Unterstützung –, das nicht mehr abgehört werden darf. Außerdem wahrscheinlich militanter Islamist. Und der setzt jetzt also eine Metro-Filiale in Brand, wird daraufhin festgenommen und in die Klapse gesteckt. Das mit der Kaufhausbrandstiftung war übrigens kein Fanal für die Revolution: El-Masri wollte sich bloß dafür rächen, dass sein kaputter iPod nicht zurückgenommen wurde. Und nachdem es nichts half, dass er einer Verkäuferin ins Gesicht spuckte, griff er halt zu nachhaltigeren Mitteln
Wahrscheinlich haben ihn hierzulande nicht wenige für seine unkonventionelle Art der Beschwerdeführung sogar klammheimlich bewundert. Kennt man ja selbst: Erst kauft man vom sauer verdienten Geld Schrott, und dann kann man ihn noch nicht mal umtauschen. Da ist Rache süß, und die kann gar nicht umfangreich genug ausfallen. Aber man hat sogar noch mehr davon: „Er musste Straftäter werden, um die Therapie zu bekommen, die ihm als Opfer seit Jahren zustand“, sagte el-Masris Anwalt Manfred Gnjidic, und der meinte das völlig ernst. Das Abfackeln eines Supermarktes als Hilferuf also, der wach rütteln soll – so hat doch alles irgendwie sein Gutes.

Aber damit nicht genug. Denn der Justitiar kam im Verbund mit el-Masris Psychologin Gerlinde Dötsch – einer Expertin für Akut-Traumata am Behandlungszentrum für Folteropfer in Ulm, die es mit der Schweigepflicht offenbar nicht so genau nehmen muss – nun erst richtig in Fahrt. Die Therapie ihres Mandanten sei unzureichend, klagten die beiden, denn dieser befinde sich im „Zwiespalt zwischen Traumatherapie auf der einen Seite und dem öffentlichen Kampf um die Wahrheitsfindung auf der anderen“, berichtete der Spiegel. „Das war immer das Dilemma, das wir (!) das ganze Jahr über hatten“, wusste Dötsch: „Damit er nicht ganz abdriftet“, habe sie mit ihrem Patienten „bisher vor allem Entspannungsübungen“ absolviert und „ihn stabilisieren können“.

Dennoch blieben Zweifel: „Ich hoffe immer, dass er durchhält, bis er wieder hier bei mir ist, dass er nicht zusammenbricht“, sagte die Seelendoktorin angesichts el-Masris „angespannten Gesichtsausdrucks im Fernsehen“. Diese Hoffnung „erhöht aber auch die Spannung“. Logisch und, ja doch, spannend, denn: „Die Traumatisierung spielt da sicherlich eine ganz große Rolle, sie löst massive Erregungszustände aus.“ Woraus folge: „Das Grundstressniveau von Khaled el-Masri ist stets erhöht.“ Dötsch hat wirklich „Grundstressniveau“ gesagt, ein Wort, das es bis dato allenfalls in der Fachliteratur gegeben haben kann – Google liefert exakt einen Treffer, und der führt zu dem Interview mit ihr.

Das Feuer am frühen Morgen jedenfalls – höchstwahrscheinlich ein Ausdruck des „öffentlichen Kampfes um die Wahrheitsfindung“ – sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass „Traumatisierte in der Regel schlecht schlafen“ und deshalb offenbar zwangsläufig eine Art Hyperaktivismus entfalten. Aber sie sind auch tagsüber unterwegs: Es laufen Ermittlungen gegen el-Masri wegen gefährlicher Körperverletzung, weil er einen Mitarbeiter von Dekra verprügelt haben soll, der ihn abmahnte, weil er zu viele Stunden seiner Ausbildung zum Lkw-Fahrer verpasst hatte. Nicht zuletzt das brachte Anwalt Gnjidic dazu, nun zu bemerken, er habe gespürt, wie sein Mandant „meiner Kontrolle entgleitet“. Deshalb habe er auch einen Brief an Kanzlerin Merkel geschrieben und sich damit „auf den Marktplatz gestellt und um Hilfe gerufen, um unbürokratische Hilfe“. Nonkonformismus pur also – wer wollte sich da verweigern?

El-Masris Verteidiger und seine Seelenklempnerin jedoch beschweren sich über mangelnde Unterstützung, einerseits durch die Bundesregierung und andererseits durch die Krankenkasse, die „keine Finanzierungszusage gegeben“ habe. Denn Behandlungszentren wie das in Ulm, für das Gerlinde Dötsch arbeitet, haben in Deutschland keine Kassenzulassung. „Er ist allein gelassen. Man kann sich zurücklehnen und warten, bis das Fass explodiert“, zeterte Anwalt Gnjidic. Wenn es das dann tut, ist es jedenfalls nicht el-Masri vorzuwerfen: „Hätte er nichts getan, wären denn dann die Ermittlungen vorangegangen?“ Na also. Und dann kam etwas, das den Brandstifter richtig schmerzen dürfte – sein Anwalt glaubte ihn in einem Dilemma und schlussfolgerte daher: „Dieses Kreuz muss er tragen.“

Einer wie el-Masri kann also nur Opfer sein, denn als Täter – so viel ist sicher – kommt er nicht in Frage. Und wenn doch, kann er nichts dafür. Diese Aberkennung des Subjektstatus ist wahrscheinlich die schlimmste Strafe, die ihm widerfahren konnte. Dabei hat er in seinem Leben doch auch mal in vollem Bewusstsein gehandelt – aber weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ist Khaled el-Masri jetzt in der Psychiatrie. Und das ist gut so, folgt man seinem Rechtsbeistand, denn – um es noch einmal zu sagen: „Er musste Straftäter werden, um die Therapie zu bekommen, die ihm als Opfer seit Jahren zustand.“ Wer ähnliche Probleme hat: Der nächste Supermarkt ist nicht weit.
verfasst von Liza um 04:02 uhr


Zum Nachlesen: Original Meldung – Spiegel Online 17.5.2007


Masri legt Feuer in Großmarkt – in Psychiatrie eingewiesenDie Polizei hat Khaled el-Masri wegen Brandstiftung festgenommen. Das CIA-Entführungsopfer wurde in die Psychiatrie eingewiesen – sein Anwalt sagte SPIEGEL ONLINE, er habe sich seit langem vergebens um Betreuung für seinen Mandanten bemüht, zuletzt sogar im Kanzleramt um Hilfe gebeten.
Neu-Ulm – Am frühen Donnerstagmorgen wurde gegen 4.45 Uhr im Neu-Ulmer „Metro“-Großmarkt eine Glastür eingeschlagen und ein Feuer gelegt. Eine Polizeistreife nahm in unmittelbarer Nähe des Tatorts den Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri fest – der vor drei Jahren von der CIA nach Afghanistan entführt und dort misshandelt wurde.
Bei dem Brand entstanden 500.000 Euro Schaden, verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr konnte das Feuer rasch löschen. Ein Richter hat den 43-jährigen Masri inzwischen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Staatsanwaltschaft erwirkte beim Amtsgericht Memmingen einen Unterbringungsbefehl. Der genaue Tatablauf muss noch geklärt werden.
Masris Anwalt Manfred Gnjidic sagte, seit langem sei bekannt, dass sein Mandant „ein furchtbares Folterschicksal“ erlitten habe: „Er musste Straftäter werden, um die Therapie zu bekommen, die ihm als Opfer seit Jahren zustand.“ Der Fall Masri werde zwar seit langem in der deutschen Öffentlichkeit breit diskutiert, „aber um den Menschen hat sich nie jemand gekümmert“. Niemand habe ihm einen Handlangerjob angeboten, damit er nicht über seinen furchtbaren Erlebnisse brüten müsse, und niemand habe ihm die Hand ausgestreckt. „Da sehe ich eine unterlassene Hilfeleistung von den dafür Verantwortlichen“, sagte der Jurist. Vor allem Ex-Innenminister Otto Schily (SPD) wirft er vor, einen deutschen Staatsangehörigen „schlicht im Stich gelassen“ zu haben.
Gnidjic sagte SPIEGEL ONLINE, dass er sich in den vergangenen Monaten intensiv um eine Betreuung für Masri bemüht habe. Vor zwei Wochen habe er einen dringenden Brief an das Bundeskanzleramt geschrieben, weil er gemerkt habe, dass sein Mandant „instabil wurde“. Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert aus dem Brief: Gnidjic habe Kanzlerin Merkel gewarnt, dass „die Angelegenheit nicht mehr zu kontrollieren sein wird“. Masri lebe völlig isoliert, sein Leben spiele sich zwischen Wohnzimmer und Toilette ab. Im Supermarkt würden die Leute auf ihn zeigen, selbst mulismische Freunde hätten sich abgewendet. Masri brauche eine Psychotherapie: „Kein Mensch dieser Welt ist in der Lage, als Opfer sich selbst zu heilen.“
Am 11. Mai schaltete das Kanzleramt den Angaben zufolge die bayerische Staatskanzlei ein, weil es sich nicht zuständig sah. Gnidjics Brief sei der Landesregierung mit dem Hinweis übergeben worden, es sei ein „verzweifelter und dringlicher Hilferuf“, die Staatskanzlei solle die verantwortlichen Behörden auf die „Dringlichkeit der Angelegenheit“ hinweisen. Am heutigen 17. Mai legte Masri dann das Feuer.

Streit mit „Metro“ über defekten iPod
Er habe Masri heute bei der Polizei besucht. Er habe „völlig zusammengebrochen“ gewirkt. Masri sei gezwungen gewesen, alles selbst zu machen. „Die Last ist zu groß für ihn geworden, und darunter ist er zusammengebrochen“, sagte Gnjidic. „Er ist völlig am Boden.“ Jetzt gehe es um eine gute Psychiatrie: „Er darf nicht unter Medikamente gesetzt werden.“

Zum Motiv sagte Gnidjic SPIEGEL ONLINE, dass Masri vor zwei Wochen einen defekten iPod in dem „Metro“-Markt habe zurückbringen wollen. Das Gerät wurde nicht angenommen, es kam bei mehreren Besuchen zu einem Streit um die Garantie, bei dem Masri schon sehr aggressiv geworden sei – er soll einer Mitarbeiterin ins Gesicht gespuckt und Hausverbot bekommen haben. Der Streit mit dem Großmarkt sei wohl nur ein „zufälliger Auslöser“ gewesen.

Spiegel Online (17.5.2007)

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