„Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viel Juden und sehr viel Mischvolk…..“ ( Zitat Graf von Stauffenberg ) — Bekanntes und weniger Bekanntes zum 20. Juli ( modif. Reposting )


Man kann, wenn man nur will durchaus schon so einiges sagen zu dem Datum 20. Juli.

„Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“ — sagte z.B. Neil Armstrong ( US-Kosmonaut und erster Mensch auf dem Mond ) doch tatsächlich am 20./21.Juli 1969 vor 600 Millionen Fernsehzuschauern bei der Betretung unseres wundervollen Trabanten.

Oder — gerade nach der Empirik von Corona wirklich bemerkenswert: „ Ich sterbe mit der Hilfe vieler Ärzte“ — was ein wirklich hochaktuelles Zitat ist aus dem schon etwas länger zurückliegenden Jahre 323 BC. So überliefert vom Sterbebett keines Geringeren als des Makedonischen Königs und Eroberers Alexander dem Großen — geboren ausgerechnet und umgerechnet am 20. Juli des Jahres 356 BC, einem Datum, das es damals noch gar nicht gab — so 312 Jahre vor dem durch den römischen Kleopatra-Lover Marc Anton zu Ehren des im März des Jahres 44 BC ermordeten Gaius Julius Caesar im gleichen Jahr per Gesetz in den römischen Kalender eingebrachten Monats Juli.

Wem das zu lange zurück liegt, dann vielleicht dieses: „People do not decide to become extraordinary. They decide to accomplish extraordinary things. I think it all comes down to motivation. If you really want to do something, you need to work hard for it.“

Das ist, um bei der durchlebten Corona-Weltepisode mit allen ihren Weiterungen und vor allem bei Ischgl und den Bergen zu bleiben, ein Zitat von Sir Edmund Percival Hillary, einem neuseeländischer Imker und Bergsteiger, dem zusammen mit dem Sherpa-Bergsteiger Tenzing Norgay die Erstbesteigung des Qomolangma, wie man heute, wo es ja auch keine Zigeunerschnitzel und keine Mohrenköpfe mehr gibt, viel, viel einfacher und natürlich viel korrekter sagen sollte, anstelle des in hässlichem Kolonial-Sprech nach dem — wie hätte es anders sein können — Mitglied der East India Company, Landvermesser ihrer britischen Majestät und Surveyor General of India George Everest benannten höchsten Berges der Erde.

Also die Sache mit der erstmaligen Bergeroberung ereignete sich zwar ziemlich fernab vom Juli am 29.Mai 1953. Aber geboren wurde Sir Percival Hillary, wer sagt’s denn, am 20. Juli 1919, also genau 25 Jahre vor den Geschehnissen des Juli 1944, was und besonders, wenn man sich sein durchaus auch für Stauffenberg nicht unwesentliches Zitat ansieht, vielleicht doch kein Zufall gewesen sein kann.

Und Pech hatte er schließlich auch: Er war zwar der erste auf dem höchsten Gipfel der Welt, aber ein Foto da hoch oben auf dem Berg gibt es nur von dem Sherpa Tenzing Norgay. Das hatte Sir Hillary höchstpersönlich geschossen. Er dagegen bekam keins, weil sein nepalo-tibetanischer Begleiter zwar ausgezeichnet bergsteigen aber im Gegensatz zu Sir Hillary kein Stück eine Kamera bedienen konnte. Und Smartphones für ein schönes Instagram-Selfie gab es damals noch nicht. Tant pis — dumm gelaufen, womit wir wieder bei Stauffenberg wären.

„Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen“ verkündete Recep Tayyip Erdoğan triumphierend in der Nacht vom 15. auf den 16.Juli 2016 in einer Ansprache an das türkische Volk.

Quatsch, jetzt bin wegen der vielen Juli-Ereignisse auch noch durcheinander geraten sein. Das war weder Recep noch der 16. Juli und 2016 war es auch nicht.

Das Zitat stammt aus der Nacht des 20. auf den 21.Juli 1944. Es war auch nicht der große Oberbefehlshaber der türkischen Armee R. Tayyip Erdogan sondern kein geringerer als der selbsternannte „GröFaZ“ Adolf Hitler, „der größte Feldherr aller Zeiten“ und Oberbefehlshaber der deutschen Wehrmacht. Er bejubelte damit das Scheitern des deutschen Militärputsches gegen ihn.

Natürlich kündigte er sofort eine kompromißlose Säuberung Deutschlands von diesen verbrecherischen, landes- und hochverräterischen Putsch-Elementen an und machte dann auch in aller Härte von der Todesstrafe Gebrauch.

Erdogan würde so etwas niemals sagen. Immerhin ist er doch nicht Hitler sondern das vom Westen und Frau Merkel heftigst hofierte Staatsoberhaupt des wundervoll demokratischen NATO-Staates Türkei und dazu der wahre Präsident und enger Freund der deutschen National-Fußballer Özil und Gündogan.

Daher begnügte er sich im Juli 2016 auch mit der rechtstaatlich bereinigten Version: „Wir werden den Verrätern die Köpfe abhacken“ ( Zitat Erdogan ) und kündigte sofort eine kompromisslose Säuberung der Türkei und ihrer Dependanz Deutschland von diesen verbrecherischen, landes- und hochverräterischen Putsch-Elementen an.

Klingt doch irgendwie verwandt, oder? Jedenfalls hoffe ich, dass es meine große Konfusion entschuldigt.

Jedenfalls, unsere hiesige linke Bessermensch-Politik schienen Erdogans markige Worte im Führer-Stil damals wie heute ebenso wenig zu stören wie die vielen hiesigen Erdoganwähler.

Unsere Merkel, Steinmeiers, AKK’s und van der Leyens feiern natürlich den zugegebener Maßen etwas mehr als sehr deutlich verspäteten „Rette-die-eigene-Haut-Widerstand“ der Nazi-Militärs um Stauffenberg, Tresckow, Witzleben und Beck sehen sich gleichzeitig ohne mit der Wimper zu zucken auf der Seite des türkischen Diktators beim ebenfalls missglückten oder durch den türkischen Despoten vielleicht auch nur vorgetäuschten Militärputsch in der Türkei.

Mehr Demaskierung der ganz und gar offensichtlichen, heuchlerischen Doppelmoral unserer hiesigen rückgratlosen Anbiederungs-politik gegenüber dem Islam und dem türkischen Unrechtsregime bekommt man kaum geliefert als in dieser Haltungs-Inkonsquenz.

Dabei werden sie nicht einen Augenblick müde an die Stimme des Gewissens zu erinnern. Tapfer und entschlossen sagen und betonen sie jedes Jahr, dass diese Stimme und das Gewissen niemals verstummen dürfen. Schließlich ist es die Pflicht jedes Demokratie-liebenden Menschen, sich gegen Diktatur und Unmenschlichkeit zu wehren. Den Putschisten gegen Hitler gebührt unser Dank und unsere Hochachtung.

Hier nur einige Zitate aus dem schier unerschöpflichen Fundus der wundervollen Festtagsansprachen unserer Politiker:

„Die Bundesrepublik habe daraus Legitimation geschöpft, als sie die Bedeutung des militärischen Widerstands begriffen hatte. Wegen dieses moralischen Erbes, von dem Deutschland bis heute zehre, könne er sagen: Ich bin stolz auf eine Bundeswehr, die sich nicht auf obrigkeitsstaatliche Traditionen beruft, sondern auf Widerstand gegen das Unrecht.“ ( Joachim Gauck )

„Nicht der blinde Gehorsam, nicht das Nichtstun, nicht das Abwarten war das Gebot der Stunde, sondern das Widerstehen, das Handeln, die Tat.“ ( Van der Leyen )

„Vorbild für die Bundeswehr kann aus dieser Zeit nur sein, wer zur Umkehr in der Lage war – wie die Widerstandskämpfer des 20. Juli.“ ( Annegret Kramp-Karrenbauer )

Wie wahr, wie wahr kann man in Kenntnis dieses Kapitels der deutschen Geschichte nur sagen. Aber was ist mit dem Putsch und den Helden des Putsches gegen Erdogan ??

Wieviel scheinheilige Heuchelei und charakterliche Deformation muß man aufweisen, um ohne jeden Anflug von Schizophrenie am 20.Juli-Gedenktag 2016 gegen jedes bessere Wissen wie etwa F.W.Steinmeier „von der jetzt notwendigen juristischen Aufarbeitung des Putschversuchs gegen Erdogan“ zu faseln und folgenden verlogenen Irrsinn abzusondern:

„Bei allem Schrecken sei aber auch deutlich geworden, dass die türkische Gesellschaft nicht erneut unter dem Joch einer Militärdiktatur leben und demokratisch über ihre Zukunft entscheiden wolle. Es bleibe dabei außerordentlich bitter, dass das Abenteurertum einiger Militärs und ihre Verachtung für demokratische Prozesse so viele Menschenleben gekostet hat“ —- ( Zitatende F.W.Steinmeier )

Trotzdem möchte ich zum Jahrestag des deutschen Militätputsches auch von hiesiger Seite auf eine kurz-skizzierte Bewertung des damaligen Widerstand-Geschehens und besonders der damaligen Widerstandsgruppe um Graf von Stauffenberg nicht gänzlich verzichten.

Immerhin ist wegen des erkennbar sehr, sehr späten Eingreifens des Widerstandes — nach all den Jahren Hitler-Barbarei erst im Juli 1944 — der Verdacht gegen die damaligen Widerstands-Akteure nicht von der Hand zu weisen, hier nur die eigenen Belange vor der bevorstehenden Kriegsniederlage Nazi-Deutschlands retten und für in sehr absehbarer erkennbare Übernahme durch die Alliierten bereinigen zu wollen.

Die durchaus irritierende, hier inzwischen herrschende Praxis einer unkritischen Glorifizierung der damaligen Widerstands-Offiziere des 20.Juli 1944 veranlasst mich zu einer aus meiner Sicht erforderlichen Beurteilung dieses und anderer Widerstandsversuche von kommunistischer, sozialistischer , akademischer ( Edelweißpiraten ) und sehr kleiner Teile klerikaler und aristokratischer Seite ( Kreisauer Kreis ), besonders aber des Widerstandes der Geschwister Scholl und ihrer „Weiße Rose“-Gruppe gegen Hitler.

Vorweg ist festzuhalten, dass es in Nachkriegs-Deutschland durchaus nicht unumstritten bewertet war, Widerstand gegen das Dritte Reich geleistet zu haben.

So ließ die „DDR“-Führung Namen kommunistischer Antifaschisten in Gedenksteine meißeln, diskreditierte aber massiv NS-Gegner aus Bürgertum, Kirche, Adel und Militär. Im Westen war es genau umgekehrt.

Dennoch gibt es durchaus belegbare Kriterien, die die Lauterkeit einer echten Gegnerschaft der jeweiligen Widerstandsbewegung zur totalitären und judenfeindlichen Ideologie der Nazis belegen oder aber zweifelhaft erscheinen lassen.

So steht es außer Frage, dass die persönlichen und politischen Lebensläufe der Mitglieder der „Weissen Rose“, besonders auch die der Geschwister Scholl durchaus nicht makellos waren. Sie waren elitär, sie waren vermutlich drogensüchtig, sie waren aus christlicher Tradition antijüdisch und waren vor allem anfangs durchaus dem Nationalsozialismus inklusive seiner Judenpolitik erheblich zugetan.

Allerdings wich ihre frühe Begeisterung nach ihren Erfahrungen schnell fundamentaler Kritik an Hitler und dem gesamten nationalsozialistischen System.

Immerhin gehörten sie zu den ersten, die die Verfolgung und systematische Ermordung von Juden in ihrem bekannten zweiten Flugblatt thematisierten und vehement verurteilten.

Von dieser Gegnerschaft zu dem Nazi-Regime kann bei dem sehr späten „Verlassen-des-sinkenden-Schiffes“–Widerstand der Nazi-Offiziere vom 20.Juli gar keine Rede sein.

Alles, was sie von ihrer gern aus Karrierestreben und tiefer Überzeugung gelebten Identifizierung mit der Herrenmensch-Ideologie der Nazis verloren hatten, war der Glaube an die Führungsqualitäten und den Sieg des Führers.

Der Zweifel entstand schon nach Stalingrad und wuchs besonders nach der Landung der Amerikaner in der Normandie und im Wissen um die immer schneller heranrückenden Fronten in Ost und West. Die Sowjets befanden sich im Juli 1944 bereits in Ostpolen und die zweite Front im Westen stabilisierte sich nach dem 6.Juni 1944 mit zunehmender Geschwindigkeit, von der Luftüberlegenheit der Alliierten gar nicht zu reden .

Deutschland sollte die voraussehbare Niederlage und Kapitulation , vor allem vor den Russen erspart bleiben und durch eine schnelle Post-Hitler Einigung auf vorteilhafte Waffenstillstandslinien die Rettung der territorialen Autonomie des deutschen Kernlandes und zumindest eines Teils der eroberten Gebiete ermöglicht werden.

Aus der Sicht Nazi-Deutschlands ein nachvollziehbares und kalkuliertes Anliegen, das sich mit dem zunehmend irrationalen Führer und seinem Nibelungen-treuen Hofstaat weder aus deutscher noch aus alliierter Sicht erzielen ließ.

Eine Aufgabe der nationalsozialistischen Ideologie oder gar eine echte Situationsverbesserung für die auch durch die Putschisten zutiefst verachteten Juden war nicht vorgesehen.

Vielmehr galt die Sorge der Juli-Putschisten vor allem der eigenen persönlichen und auskömmliche Positionierung im Nachputsch-Deutschland.

Immerhin sollte der der Nazi-Ideologie stets mit Inbrunst sehr zugeneigte General von Tresckow der Chef der neuen Regierung nach Hitler werden. Vor diesem Hintergrund dürfte die heute gern vollzogene Märtyrisierung der Widerstands-Beteiligten vom 20.Juli als hehre und selbstlose Vorkämpfer gegen die Nazi-Diktatur bei genauerer Betrachtung der Zusammenhänge vor der Geschichte keinen Bestand haben.

Das nationalsozialistische Unrecht und vor allem die Verfolgung, die physische Exploitation und die schlussendliche Vernichtung der Juden war für diese „Rette-die-eigene-Haut“ Widerständler weder ein Stein des Anstoßes noch Triebfeder für ihr Handeln.

Dagegen war es schon viel eher die Hoffnung, sich in allerletzter Minute trotz begangener und eigentlich zu verantwortender Kriegsverbrechen mit den Siegermächten persönlich arrangieren zu können.

Auch dass es dann letztendlich noch schief ging, lag vor allem ganz banal an der geringen Opferbereitschaft besonders des hier über alles glorifizierten Grafen von Stauffenberg, der seine eigene persönliche Sicherheit bei dem Attentat höher einstufte als die Zuverlässigkeit den Sprengsatz richtig und vor allem nachhaltig zu platzieren oder wegen der ihm leicht gegebenen Möglichkeit der räumlichen Nähe, Hitler schlicht und ergreifend unter dem Risiko des eigenen Lebens als Attentäter zu erschießen.

Derartiges todesmutige Vorgehen wurde im Übrigen durch Führungs-Offiziere — wie Stauffenberg es war — unter strengster Sanktionsandrohung von jedem einfachen Soldaten vor dem Feind gefordert. Hier wäre das Attentat wohl von jedem einfachen Partisanen besser ausgeführt worden als durch Stauffenberg selbst.

An der Stelle möchte ich mein Urteil über die persönliche Tapferkeit von Stauffenbergs und der anderen Widerständler seines Kreises auf sich beruhen lassen. Das leistet die Geschichtsschreibung vermutlich erheblich besser als ich.

Der Stoff für eine Heldensaga war Stauffenbergs Versagen, das letztendlich — von ihm verschuldet — das Leben nahezu aller Widerständler gekostet hat, jedenfalls wirklich nicht.

Eher war es wohl so, dass in dem ohnehin recht widerstandsarmen und besonders mit Hitlers Judenpolitik im Einklang stehenden Deutschland Stauffenberg und seine 20.Juli-Gruppe die keinesfalls uneigennützigen Einäugigen unter den Blinden waren.

Dr. Rafael Korenzecher

Ein Kommentar

  1. Wie immer sprechen Sie mir aus dem Herzen, geehrter Herr Dr. Korenzecher. Vielen herzlichen Dank für Ihre wertvollen Beiträge, die mir helfen, die Gegenwart zu ertragen.

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