Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder fordert Zweistaatenlösung
Also nun doch wieder: Zwei-Staaten-Ansatz für Eretz Israel. Kein wirklich neuer aber ein wundervoll gefälliger Vorschlag. Überaus visionär, Zeitgeist-immanent, Links-durchseelt, UNO-, EU-, Merkel- und Steinmeier-nah — schlichtweg das Ei des Columbus. Einfach die finale – um nicht scheußlicher Weise zu sagen – die perfekte Endlösung der Israel-Frage. If paradise was half as nice …..
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Nun möchte ich an dieser Stelle bewußt nicht zum x-ten Mal die historische Wahrheit betonen, dass der wirkliche palästinensische Staat Jordanien — wenn auch unter der von allen unangefochtenen Herrschaft der haschemitischen Bevölkerungsminderheit — längst existiert.
Besonders nach dem blutigen Schwarzen September des Jahres 1969, in dem die haschemitische Erb-Monarchie den Versuch der palästinensischen Bevölkerungsmehrheit selbst über ihr Land zu bestimmen in einem kaum noch von jemandem ( und schon gar nicht von unseren Israel-feindlichen Gutmenschen ) erwähnten Meer von Blut gewaltsam beendete und die PLO in Jordanien zerschlug, haben sich die „Palästinenser“ und mit ihnen die Welt mit der Fremdherrschaft der jordanischen Könige abgefunden und sich statt dessen auf die Beanspruchung eines erfundenen Palästina auf den historischen jüdischen Gebieten Judäa, Samaria und Galiläa und vor allem auch eines Teils Jerusalems verlegt.
Diese von dem Terroristen Arafat erfundene widersinnige Geschichtsklitterung ist über die Jahrzehnte des permanenten Brainwashing nicht ohne Wirkung geblieben. Nicht einmal auf Bereiche der israelischen Linken und – wie der gegenwärtige Vorstoß von Ronald Lauder zeigt – auf Teile der jüdischen Diaspora und ihrer Führung.
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Ronald Stephen Lauder ist nicht nur Präsident des World Jewish Congress. Er ist unbestritten auch ein glühender jüdischer Patriot und hat sich vielfach verdient gemacht um die jüdische Sache.
Dennoch, wirklich zu Ende gedacht scheint mir seine Zwei-Staaten-Rhetorik nicht zu sein. Wirklich überzeugend auch nicht. Schon gar nicht aus dem Munde des US-Bürgers, Kunstsammlers und Milliarden-Erben des L’Oréal-Konzerns Lauder — dazu noch aus der Body-Guard geschützten Sicherheit seines New Yorker Luxus-Domizils.
Zusammen mit seinem Bruder Leonard, dessen Sohn und seinen beiden Töchtern verfügt der Lauder Clan über ein Vermögen von mehr als 25 Milliarden Dollar, von denen Ronald Lauder allein über 4,1 Milliarden sein eigen nennt und damit einen Rang unter den ersten vierhundert vermögenden Menschen der Forbes-Liste bekleidet.
Wen kann es da verwundern, dass Herr Lauder in seinem selbstgewählten luxuriösen Diaspora-Elfenbeinturm bei diesen Grundvoraussetzungen eine zunehmende Distanz zu der Alltagspolitik und zu Otto Normalverbraucher in Israel konstatiert.
Dagegen steht Israels wirklich beliebte Sängerlegende, der in Israel lebende Schauspieler und Moderator Yehoram Gaon der von Herrn Lauder als einzigen Weg propagierten Zweistaatenlösung schon deutlich Realitäts-näher gegenüber.
Auszüge aus dem Radio-Text von Yehoram Gaon ( Audiatur Online )
„Was bedeutet dieses „Zwei Staaten für zwei Völker“? Wo soll das geschehen? Wie soll es geschehen?
Nur, um das zu verstehen: wo wird unser Staat sein, und wo der des anderen Volkes? Ich sage das mit Absicht „des anderen Volkes«, weil ich nicht weiß, ob auch Gaza in diesem Abkommen enthalten ist? Oder ob es eventuell noch einen weiteren Staat geben wird?
Wenn nämlich der Gazastreifen nicht in diesem Abkommen enthalten ist, dann sprechen wir ja schon über drei Staaten für zwei Völker, richtig? Einen Staat in Gaza, für die „Palästinenser“ der Hamas, und ein zweiter „palästinensischer“ Staat auf dem Boden von Judäa und Samaria im Westjordanland, von wo dann 500.000 Juden evakuiert werden sollen, damit dieser reibungslos an die PLO übergeben werden kann, richtig? Also zwei Staaten für sie und einen für uns.
Soweit alles klar. Und − damit sie mich nicht falsch verstehen: ich bin für „zwei Staaten für zwei Völker“.
Weiter mit der Arithmetik…
Aber halt, einen Augenblick… 80 % der jordanischen Bevölkerung sind „Palästinenser“? Das heißt, wenn dieses Abkommen echt sein, und die Realität getreu widergeben sollte, dann müsste darin auch vermerkt werden, dass es bereits vier Staaten für zwei Völker sind. Einer für die Juden − falls man uns in diesem Abkommen erlaubt, uns als solche zu bezeichnen − und drei für die „Palästinenser“. Erstens Gaza, zweitens das Westjordanland und drittens Jordanien.
Gesetzt den Fall, wir hätten uns darauf geeinigt: einen Staat für uns und drei für sie, sagen wir, wir wären damit einverstanden, dürften wir als Juden dann in Gaza wohnen? Oder in Jordanien? Oder im von Juden evakuierten Westjordanland? Das ist nicht sicher. Ich glaube auch nicht, dass irgendjemand es überhaupt zulassen würde, dass ein Jude, natürlich nach der Evakuierung, im Westjordanland lebt.
Im jüdischen Staat hingegen − falls man uns erlauben wird, diesen so zu nennen − gibt es eineinhalb Millionen Araber.
Daraus lernen wir, dass das Mantra von den zwei Staaten für zwei Völker eigentlich Folgendes bedeutet: drei judenreine Staaten für die Palästinenser und einen weiteren Staat für all seine Bürger, in dem auch Israelis leben dürfen.
Korrigieren Sie mich, falls ich irren sollte.
„Man darf sich nicht von Ängsten lähmen lassen.“
Wenn ich diesen Satz ausspreche, dann fühlt sich das so fortschrittlich an. Aber ich stecke auch voller Ängste, ich gestehe es. Nehmen wir mal an, wir erklären uns einverstanden, für den heiß ersehnten Frieden aus dem Westjordanland abzuziehen, zurück auf die Grenzen von 1948… wenn schon eine Geste, dann Jallah, lasst uns aufs Ganze gehen. Vielleicht wird das der gesamten Region hier guttun, die ja bekanntlich so friedliebend ist, sich so sehr nach Frieden sehnt. Schließlich erblüht rings um uns alles in einem einzigen regionalen Frühling.
Also sagen wir mal, wir hätten die Gebiete geräumt, seien mit Lastwagen abgezogen, aus diesen besetzten Gebieten, die man früher einmal Judäa und Samaria nannte. 500.000 Menschen…..
Weiß jemand, wo diese hingehen sollen? Bereitet sich jemand auf ihre Ankunft vor? Viele Gaza-Juden sind heute noch entwurzelt.
Die Welt und ihr Gewissen mögen eines bedenken: für viele der 7.000 im Jahr 2005 aus Katif im Gazastreifen umgesiedelten Israelis hat sich immer noch keine Lösung gefunden, und ein beachtlicher Teil von ihnen siedelt heute auf der Couch von Psychiatern. Sind wir zu einer freiwilligen Völkerwanderung von weiteren 500.000 Menschen bereit? Von drei Generationen? Haben wir eine halbe Million Psychiater, die bereitstehen, um zu empfangen, was da kommen mag?
Ich bin dafür, ich versichere es Ihnen, ich bin dafür: „Zwei Staaten für zwei Völker“ Es gibt nichts, was richtiger klänge, was so romantisch und so moralisch klänge. Aber… was ist das überhaupt? Wie soll es aussehen, dieses Zauber-, dieses Allheilmittel?
Und Jerusalem? Was ist mit Jerusalem? Es soll die Hauptstadt beider Völker werden, richtig? Nein, nein, nein… Sagen Sie mir nicht, dieses Thema müsse man für zuletzt aufbewahren. Nein, lassen Sie uns damit beginnen, damit müssen wir beginnen. Denn wegen dieses Themas wird der Stadt bereits jetzt eine neue Vergangenheit erfunden, eine Vergangenheit ohne König David, ohne König Salomo, ohne die Tempel… das ist alles nur eine Erfindung der Juden.
Ich bin für die „zwei Staaten für zwei Völker“. Was aber geschieht, wenn Machmud Abbas am Tag der Unterschriftsleistung aus dem Amt scheidet? Oder davongejagt wird? Und Ismail Haniya, der feine Herr Haniya, in dieses Gebiet Einzug hält?
Und weiter: angesichts der in Flammen aufgehenden arabischen Welt, von der wir umgeben sind − was soll geschehen, wenn die israelischen Araber ein Teil dieser Staaten werden wollen, die plötzlich rings um sie aus dem Boden gestampft werden, was dann? Was soll dann mit Wadi Ara geschehen? Wird uns dann nur noch Wadi Milek bleiben, um vom Westen des Landes in den Osten zu fahren?
Ich bin dafür, bin dafür, bin dafür !
Aber was passiert hier, am Tag nach dem Abkommen? Werden sie ein Militär haben? Werden sie kein Militär haben? Und wenn in diesem unterzeichneten Abkommen schriftlich vereinbart worden ist, dass sie kein Militär haben werden, halten sie sich dann daran?
Schließlich sehen wir den Präzedenzfall Gaza, wo es einmal einen Flughafen, einen Hafen und Nachtklubs gab. Gaza hat sich in eine grausame Armee verwandelt, die einen Staat besitzt! Wer garantiert uns, dass sich das nicht mit allen Staaten wiederholt, die sie bekommen werden?
Ich bin dafür, ich bin für zwei Staaten… aber wenn sich das dennoch nicht so ganz nach dem amorphen Plan entwickelt, der ignoriert, dass hier von Menschen die Rede ist? Der nur Gebiete sieht? Wie sollen wir dann über die Schnellstraße 6 fahren? Mit sicherheitsverglasten Autos? Mit Panzerfahrzeugen?
Hören Sie, ich bin für „zwei Staaten für zwei… „. Ich weiß ganz einfach nicht, was das ist. Gibt es auf diesem Planeten überhaupt jemanden, der das weiß? ( Yehoram Gaon — aus dem Hebräischen von Rachel Grünberger-Elbaz )
( Der vollständige Text des Radio Beitrags von Y. Gaon ist mit freundlicher Gehmigung von Audiatur Online in der Jüdischen Rundschau erschienen — bitte Link unten klicken )
Dr. Rafael Korenzecher
( http://juedischerundschau.de/ich-bin-fuer-die-zweistaatenl…/ )
( https://www.tagesspiegel.de/…/nahostkonflikt-…/21092004.html )