1. Unter Bezugnahme auf meinen publizierten offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz wegen der missglückten und gänzlich untragbaren Äußerungen ihrer Bischöfe anlässlich einer Israelbesuchsreise sehe ich mich veranlasst, wegen etlicher der mir zwischenzeitlich recht zahlreich zugegangenen Leserkommentare, und den darin zum Teil enthaltenen mehr als fragwürdigen und minimalisierenden Versuche, das wesentliche Merkmal der Unterscheidung zwischen den Lebensbedingungen der wehrlosen jüdischen Opfer in den Ghettos der Nazis und den Lebensbedingungen der Palästinenser, vor allem quantitativ an der Zahl der Opfer aufzumachen, hier noch folgenden klarstellenden Zusatz anzufügen:
Der Vergleich der Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung – deren wirkliche und eigentliche Bedrohung nicht Israel sondern ihre eigenen hypokritischen und selbstsüchtigen arabischen Mentoren und ihre eigene unversöhnliche und lebensverächtliche Führung ist – mit dem unsäglichen Elend und der aussichtslosen Agonie der von den Nazischergen ins Warschauer Ghetto willkürlich gepferchten Juden, ist nicht einfach nur unzulässig und verharmlosend, er ist aufs unerträglichste verlogen, geschichtsklitternd und infam.
Das Besondere, Bestürzende und Angstmachende dieses Falles ist aber, dass dieser Vergleich nicht von irgendwelchen fanatisierten und keiner Einsicht zugänglichen Islamisten oder von – an der Debilitätsgrenze durchs sinnentleerte Leben taumelnden – tumben neonazistischen Glatzen angestellt worden ist, sondern – gegen besseres Wissen – von prominenten und Vorbild gebenden Mitgliedern der geistigen und geistlichen Führung der Kirche, denen man als Bischöfen und hohen Vertretern der bundesrepublikanischen Bildungselite unzweifelhaft einen hohen humanistischen Bildungsgrad und profunde geschichtliche Kenntnisse attestieren kann und deshalb Vorsatz und ideologische Zündelei unterstellen muß.
2. Bezüglich des mir – in Kritiken zu meinem Beitrag mit kaum verhohlener Schadenfreude von aufrichtigen Vertretern des von den Bischöfen geschürten konfessionsübergreifenden antijüdischen Sentiments – immer wieder vorgehaltenen Absolutions-Interviews der Galinski -Tochter Evelyn Hecht-Galinski im Deutschlandfunk, erlaube ich mir noch folgende Anmerkung und den Versuch einer Diagnose :
Die privaten, überaus naiven, unzutreffenden, teilweise bösartigen und vor allem die eigene Vita aufarbeitenden Ansichten von Frau Evelyn Hecht-Galinski zu den geschichtsverdrehenden Äußerungen der Bischöfe in Israel und zu der vermeintlich ungerechtfertigen und kritiklosen Bevorzugung Israels durch die deutsche Politik werden durch den familiären Bezug der Interviewgeberin zu Heinz Galinski weder sachgerechter noch kompetenter.
Vielmehr spiegeln sie in unglücklicher und bemitleidenswerter Weise den – sogar die Radio-Interviewerin des Deutschlandradios irritierenden – absichtsvoll und provokativ konstruierten Bruch einer Tochter mit dem politischen Lebenscredo ihres berühmten Vaters wieder, auf dessen Bekanntheit sie aber in trotziger Inkonsequenz und der Einsicht, dass ihr wohl sonst kaum jemand zuhören würde, bei keinem ihrer – dem staunenden und peinlich berührten Publikum aufgedrängten – Auftritte jemals zu verzichten bereit war – „Ich heiße Evelyn Hecht Galinski und bin die Tochter von Heinz Galinski“ .
Aus psychologischer Sicht handelt es sich meines Erachtens wohl noch am ehesten um ein reifeverzögerndes Verweigern der Überwindung der spätpubertären Trotzphase als Zeichen eines ohnmächtigen Aufbegehrens gegen den postmortalen Schatten einer in der kindlichen Perzeption der Erlebenden als egomanisch und unduldsam empfundenen übermächtigen Vaterfigur.
Dieses mit progredientem Wahrnehmungs- und Urteilsverlust sowie einer massiven Realitätseintrübung vergesellschaftete Gudrun Enslin und Patricia Hearst-Syndrom ist – völlig unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppe – ebenso typisch in seiner pathologischen wie bedauerlich in seiner menschlichen Komponente.
Armer Heinz, arme Evi !
Dr. Rafael Korenzecher